composed in1987
durationapprox. 15 min. 18 sec.
1st movement 2 min. 35 sec.
2nd movement 2 min. 20 sec.
3rd movement 3 min. 51 sec.
4th movement 1 min. 45 sec.
5th movement 4 min. 47 sec.
dedicated toAndreas Bräutigam and Johannes May
first performanceJanuary 17, 1988
Akademie für Tonkunst Darmstadt, Germany
Johannes May, violin
publisherEDITION MEIJERINGprogram notes (german)Die Fünf Schatten für Violine solo aus dem Jahre 1987 sind das erste Stück in einer Reihe von Werken für verschiedene Soloinstrumente, die ich seitdem über die Jahre hin verteilt komponiert habe.
Für ein einziges Instrument zu schreiben bedeutet für mich ein von nichts abgelenktes Konzentrieren auf seine speziellen Gegebenheiten, Beschränkungen und Möglichkeiten. Es bedeutet aber auch, all das in die Komposition einzubeziehen, was man als seine Geschichte bezeichnen kann, seine Aura, sein mitgebrachtes „Wissen“ um das, was es in der musikalischen Vergangenheit erlebt hat.
Die Fünf Schatten entstanden in einer Zeit, in der ich die ersten Versuche unternahm, eine Musik für mein eigenes Instrument - die Gitarre - zu erfinden. Aufgrund meiner damaligen Befangenheit , die wohl nicht zuletzt aus meiner zu großen Kenntnis der Gitarrenliteratur und der klanglichen und spieltechnischen Schwierigkeiten dieses Instruments resultierte, schien mir diese selbstgewählte Aufgabe zunächst unlösbar. „Wenn ich doch nur eine Geige hätte, dann wüsste ich schon, was ich schreiben will“ war einer meiner häufigsten Gedanken in dieser Zeit. Dieser Wunsch steigerte sich schließlich immer mehr, wurde zu einer fixen Idee bis ich schließlich nachgab, das Gitarrenstück beiseite legte und in nur fünf Tagen die Violinmusik zu Papier brachte - jeden Tag einen Satz.
Der Art seines Entstehungsprozesses nach stellt das Werk einen ersten Versuch dar, meiner Arbeit die von den französischen Surrealisten entwickelte écriture automatique anzueignen. Entgegen später folgenden Kompositionen - wie z. B. die sonata per violoncello solo wurden die einzelnen Teile noch in zwei Arbeitsgängen komponiert: einem raschen „automatischen“ Skizzieren folgte ein insbesondere die Harmonik betreffender zweiter Arbeitsgang, gleichsam eine „Legierung“ des vorliegenden „Rohstoffs“.
Nachdem die Musik fertiggestellt war, bat ich einen Freund, ihr einen Namen zu geben. Aufgrund der unterschiedlich scharf gezeichneten Konturen der musikalischen Bewegungszüge nannte er sie Fünf Schatten für Violine solo.